
Am 9. April 2025 unternahm das Mieternetzwerk Dortmund eine umfassende Rundfahrt durch mehrere Immobilienstandorte in Dortmund. Anlass war Mehrere Meldungen der das Mieternetzwerk Netzwerk dazu veranlasste, sich ein aktuelles und unverfälschtes Bild vom Zustand mehrerer Wohnobjekte zu verschaffen. Die besuchten Orte waren der Hackländer Platz in der Nordstadt, die Weißenburger Straße 8 in der Innenstadt sowie der Sattelhof in Dortmund-Marten.
Hackländer Platz – Ein Haus verkommt immer mehr
Bereits von außen ist der zunehmende Leerstand am Hackländer Platz nicht zu übersehen. Beim Betreten des Hauses Münsterstraße 202 offenbart sich ein erschütterndes Bild: defekte Haustüren stehen offen, zahlreiche Wohnungstüren wurden offenbar aufgebrochen, in Fluren und Wohnungen sammelt sich Müll. Ob die Personen, die sich dort aufhalten, tatsächlich Mieter sind, lässt sich nicht eindeutig sagen – der Eindruck ist jedoch eindeutig: Verwahrlosung und Kontrollverlust.
Mehrere Fahrzeuge parken auf Flächen, die früher als Feuerwehrzufahrten dienten. Mieter berichteten von unhaltbaren Zuständen, die sich seit Jahren verschärfen. Bereits 2022 und 2023 hatte das Mieter-Netzwerk gemeinsam mit dem SWR-Magazin Report Mainz über die Missstände in der vielbeachteten Dokumentation „3 Zimmer, Küche, Schimmel“ berichtet. Damals wie heute: kaputte Fenster, Feuchtigkeit, Schimmel, defekte Fahrstühle, zerstörte Haustüren – und ein völliger Stillstand jeglicher Verwaltungstätigkeit.
Fenster stehen offen, Wohnungen sind verwahrlost, Vögel und Tauben haben sich eingenistet. Der Hackländer Platz ist faktisch zu einem Taubenhaus verkommen, der Müll auf den Grundstücken zieht auch Ratten an. Noch gravierender als der bauliche Zustand ist die Tatsache, dass jedermann ungehindert Zugang zum Gebäude hat – ein erhebliches Sicherheitsrisiko. In allen Häuserteilen das Gleiche Bild Leerstehende Wohnungen und Aufgebrochene Wohnungen.
Trotz der inzwischen vom Amtsgericht Dortmund verhängten Zwangsverwaltung zeigen sich bislang keine spürbaren Verbesserungen. Das Mieternetzwerk begrüßt zwar diesen juristischen Schritt – ein Eingeständnis, dass Eigentümer und Hausverwaltungen die Kontrolle über das Objekt längst verloren haben – doch der Weg zur Sanierung ist lang. Der Hackländer Platz darf nicht zum neuen „Horrorhaus“ oder "Leerstehendes Gebäude" Dortmunds werden, wie es der Hannibal-Komplex heute ist.

Weißenburger Straße 8 – Zentrale Lage, katastrophale Zustände

Auch in der Weißenburger Straße offenbarte sich ein Bild massiver Vernachlässigung. Die Hausverwaltung ist seit Anfang des Jahres nicht mehr erreichbar, der Fahrstuhl funktioniert seit Monaten nicht, die Haustür ist kaputt, die Flure verdreckt. In Ermangelung eines Innenhofs lagern Mülltonnen mittlerweile im Haus selbst – ein Zustand, den vor allem ältere Mieter im Alltag massiv zu spüren bekommen.
Von 30 Wohnungen sind nur noch sechs bewohnt. Fenster stehen offen, sogenannte Musterwohnungen sind jederzeit zugänglich – ein Sicherheitsrisiko und ein weiteres Anzeichen des Verfalls. Die Mieter schilderten, dass sie keine Informationen zur Lage erhalten. Die Insolvenz der Muttergesellschaft DEGAG und weiterer Firmen sei zwar bekannt, die konkreten Auswirkungen jedoch unklar. Viele der Objektgesellschaften – darunter BEVO Alpha, 3b, 3c, 3e – scheinen völlig handlungsunfähig.
Die Heizung funktionierte im Winter nur sporadisch, das Flurlicht war wochenlang aus, der Allgemeinstrom wurde zwischenzeitlich wegen unbezahlter Rechnungen abgestellt. Hausstrom nicht bezahlt, die Stadt bestätigt das auch den Mietern vor Ort, der Energieversorger habe den Allgemeinstrom unangekündigt abgestellt, in Folge sei die Zentralheizung ausgefallen. Die wenigen noch verbliebenen Mieter fühlen sich alleingelassen, sie wünschen sich auch dort eine Zwangsverwaltung, so hätte man eben einen Ansprechpartner. Zwar seien einige Wohnungen renoviert worden, doch eine Neuvermietung erfolgte seitdem nicht mehr. Auch hier gibt es kein erreichbare Hausverwaltung – ein Aushang mit einer E-Mail-Adresse führt ins Leere.
Sadelhof 2a und 2c-2h in Dortmund Marten – gepflegte Anlage ohne Verwaltung

Ein deutlich anderes, wenngleich nicht sorgenfreies Bild zeigte sich im Sattelhof in Dortmund-Marten. Die Reihenhaus-ähnliche Siedlung mit Gärten, Garagenhöfen und Kaminen in den Wohnungen hat Potenzial – doch auch hier fehlt seit Monaten jede Form der Hausverwaltung. Nur zwölf der zwanzig Wohnungen sind noch bewohnt, Mieter berichten von Eigeninitiative bei der Gartenpflege und Instandhaltung.
Ein Bewohner erzählte, dass der Sattelhof früher ein Ort lebendiger Nachbarschaft war – inklusive Nachbarschaftsfesten mit Karussell und Kinderangeboten. Heute stapeln sich Fahrräder im Eingangsbereich, von denen viele vermutlich niemandem mehr gehören. Zwar wirkt der Wohnkomplex gepflegter als andere Degag-Objekte, doch auch hier hat das Wohnungsaufsichtsamt Brandschutzmängel festgestellt. Sperrmüll im Keller stellt ein Problem dar, das bislang unbehandelt blieb.
Ein weiteres Problem: die Müllentsorgung. Aufgrund von Rattenbefall weigert sich die EDG Dortmund, Tonnen aus den betonierten Müllboxen zu leeren – ein seit Langem bekanntes Problem, das ignoriert wurde.

Es bleibt noch sehr viel zu tun - Fazit vom Mieternetzwerk Dortmund

Der gemeinsame Nenner all dieser Immobilien ist offensichtlich: fehlende Verwaltung, fehlende Ansprechpartner und ein dramatischer Leerstand, die DEGAG und BEVO Alpha, 3b, 3c, 3e. Die Mieter sind auf sich allein gestellt. Die Zwangsverwaltung in der Münsterstraße ist ein erster Hoffnungsschimmer, doch der Sanierungsstau ist immens. Das Mieternetzwerk Dortmund appelliert eindringlich an die Städte: Nutzt die Möglichkeit der Zwangsverwaltung konsequent, wenn Eigentümer und Hausverwaltungen ihre Verantwortung nicht mehr wahrnehmen. Die Beispiele zeigen: Schlimmer kann es nicht werden – für die betroffenen Mieter ist jeder Schritt in Richtung Struktur, Ordnung und Sicherheit ein Fortschritt. Ziel muss es sein, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten, Leerstand zu bekämpfen. Lebensqualität wiederherzustellen und Häuser wie den Hackländer Platz oder die Weißenburger Straße aus ihrer jetzigen Abwärtsspirale zu befreien. Für eine lebenswertes Wohnen – und für die Würde der Menschen, die dort aktuelle wohnen.
Wir da jedenfalls dran.....